Die Herren von Lentersheim


Neben der Entwicklung der Burg auf dem Schlößleinsbuck deuten viele Erzählungen und Überlieferungen darauf hin, dass das Rittergeschlecht aus dem die Herrn von Lentersheim hervorgingen lange vor dem Jahr 1000 in Lentersheim lebte.
Ein anderes Adelsgeschlecht, das der Herren von Muhr wird sehr früh urkundlich erwähnt und gerade dieses Geschlecht soll nach einer alten Überlieferung "einerley Ursprungs und Herkommens" mit dem Geschlecht derer von Lentersheim gewesen sein.
In einer Abschrift einer alten Urkunde aus dem 9. Jahrhundert (Abschrift aus dem 11. Jahrhundert) wird eine Schenkung aus dem Jahr 888 n.Chr. folgendermaßen beschrieben: " Am 24. Febr. 888 n.Chr. schenkte König Arnulf in Atterhofen dem Bischof Erchanbald von Eichstätt die aufgehobene Abtei Hasenried mit allem, was dazugehört an Kirchen und Untertanen, darunter auch Muhr,, kultiviertem und unkultiviertem Land, Weinbergen, Äckern und Wiesen, Weiden, Wäldern und Wassern, allen beweglichen Gütern usw. Die Untertanen werden in dieser Urkunde "nobiles" also Edle genannt. Das hisst, dass in Muhr bereits im 9. Jahrhundert ein edles Geschlecht lebte. Trifft die Überlieferung zu, dass der Muhrer Adel und der Lentersheimer Adel vom gleichen Ursprung war, so ist anzunehmen, dass auch das Lentersheimer Geschlecht schon zu dieser Zeit in Lentersheim lebte.
Pfarrer Merklein aus Altenmuhr hielt nach dem Tod des letzten Freiherrn von Lentersheim Herrn Friedrich Wilhelm Gustav von Lentersheim, der am 18. April 1799 in Altenmuhr verstarb eine Gedenkrede mit folgendem Inhalt: "Du warst der letzte von dem über 1000 Jahre in der Welt gewesenem Geschlechte und mit Dir ist dieser hohe Name auf der Welt gänzlich erloschen".
An anderer Stelle schreibt Pfarrer Merklein: "dieser Stamm blühte über 500 Jahre am Hesselberger Schloss - und zu Obersteinbach, Rossbach und Stübach auch Markt Taschendorf und Muhr beinahe 600 Jahre." Das würde bedeuten, dass das Lenterheimer Geschlecht schon um 700 in Lentersheim lebte und im 13. Jahrhundert bereits nach Muhr wechselte. (Zerstörung der Burg auf dem Schlößleinsbuck nach dem "Lentersheimischen Stammbuch" um 1240).
Dr. Otto Rohn schreibt in seiner Abhandlung über die Herren von Lentersheim: "die über die früheste Geschichte der Herren von Lentersheim überlieferten Nachrichten sind sagenhafter Natur, deuten jedoch schon durch ihre fülle, aber auch im Blick auf den erwähnten Stammsitz auf dem Schlößleinsbuck darauf hin, dass sie ein sehr altes Geschlecht sind."
Frühe Erwähnungen fränkischer Edlen und Ritter tauchen in erster Linie in alten Turnierbüchern auf. Diese Aufzeichnungen verwandt Gottfried Biedermann häufig in seinem Geschlechtsregister des Fränkischen Adels von 1748.
Demnach fand das 1. Turnier 935 in Magdeburg statt. In den Geschlechtstafeln derer von Wolfskeel schreibt Biedermann: "Maria von Wolfskeel war anno 935 im ersten Turnier zu Magdeburg, wo sie von der fränkischen Ritterschaft als Jungfrau zur Helmteilung verordnet war."
Das 2. Turnier fand 942 zu Rothenburg an der Tauber statt. Es ist erwähnt in den Biedermannschen Tafeln über die Herren von Schaumburg. Das 3. Turnier fand 948 zu Costnitz statt. Es ist ebenfalls in den Schaumburger Tafeln erwähnt.
Das 5. Turnier was 996 in Braunschweig. In den Wolfskeeler Tafeln heißt es: "Kilian Wolfskeel nahm 996 am Turnier zu Braunschweig teil, als neu erwählter Thurnier Voigt des Landes zu Franken."
Das 6. Turnier ist ebenfalls in den Wolfskeeler Tafeln erwähnt. Es fand 1019 in Trier statt.
Das 7. Turnier fand 1042 in Halle in Sachsen statt.
Ab diesem Turnier tauchen die Herren von Lentersheim regelmäßig in den Turnierbüchern auf.
 

Hans von Lentersheim - erwähnt 996
Die älteste Geschichte, in der ein Herr von Lentersheim namentlich erwähnt wird, handelt von einem Hans von Lentersheim, der im Jahr 996 am Hof Kaiser Ottos III. während eines Turniers eine Auseinandersetzung mit Georg von Wallenrod wegen seines Wappenzeichens hatte.
Gottfried Biedermann beschrieb diesen Vorgang in seinem 1748 erschienenen Geschlechtsregister des Fränkischen Adels folgendermaßen: "Hans von Lentersheim soll anno 996, wie es in einer Wallenroschen Geschlechtsbeschreibung mit Allegierung (Erwähnung) des Beweises gefunden wird, an Kayser Ottonis III. Hof gewesen seyn, und mit Herrn Georgen von Wallenrod, welchem der Kayser, statt des bisher geführten Baumes, auf einem Thurnier eine Schnalle ins Wappen gegeben, Streit gehabt haben."
Im Jahr 996 fand, wie oben erwähnt, das 5. Turnier in Braunschweig statt. Nur dieses Turnier kann somit in Frage kommen. Im gleichen Jahr wird der 16- jährige Otto der III. zum Kaiser gekrönt.
Die Wallenroder hatten auch noch im späten Mittelalter die schrägstehende Gürtelschnalle im Wappen, während die Lentersheimer bis ins 16. Jahrhundert ein zweigeteiltes Wappen hatten, in dessen linken oberen Hälfte rote und silberne Steine in Form eines Schachbrettmusters angeordnet waren, die rechte untere Hälfte war schwarz eingefärbt. Beide Wappen sind heute noch in einer Vielzahl von Grabtafeln zu sehen, insbesondre in der Kirche von Altenmuhr.

Friedrich und Eleonore von Lentersheim - erw. 1012
So erzählt das Lentersheimische Stammbuch von einem Friedrich von Lentersheim, der um die gleiche Zeit wie Hans von Lentersheim gelebt haben soll.
"Anno 1012 am heiligen Ostertag hat Friedrich der Jüngere Freiherr von Lentersheim seiner Schwester Eleonore Freiin von Lentersheim von wegen der Heide am Walder Weg, welche ihr von ihrer Ahnfrau al Erbgut anheimgefallen nach Ableben ihrer Mutter und Vaters Friedrich von Lentersheim und Freiin von Gundelsheim, weil er solche Heid erben und nicht erhalten, auf der Kirchfahrt aus der Kutsche gestoßen und ihr mit einem eisernen Panzer den linken Schenkel abgeschlagen und den Kutscher auch hart verwundet. Bei dem alten öttingischen Zollstein ist ihr ein steinernes Kreuz mit Schenkel gesetzt worden."
Die Geschichte erzählt also von einem Freiherrn Friedrich von Lentersheim, der seine Schwester Eleonore wegen der Erbschaft eines Waldstückes in der Nähe von Gunzenhausen schwer verletzt hat. Interessant ist hierbei, dass sich der Wald unweit von Altenmuhr befand und dass die Lentersheimer offensichtlich um das Jahr 1000 im 15 km entfernten Gunzenhausen zur Kirche gingen. Wenn die Lentersheimer zu so früher Zeit Besitzungen in der näheren Umgebung von Altenmuhr hatten, waren sie vielleicht doch von alters her mit den Herren von Muhr verwand. Der Hinweis auf den Vater Freiherrn Friedrich von Lentersheim und die Mutter, eine geborene von Gundelsheim, ja sogar auf die Großmutter, von der Eleonore das Waldstück geerbt haben soll, ist ein weiterer Mosaikstein, in dem die Existenz des Lentersheimischen Geschlechtes lange vor dem Jahr 1000 erwähnt wird. Der beschrieben Gedenkstein steht heute noch links neben der Straße von Unterwurmbach nach Gunzenhausen ca. 200 Meter vor der Scheupeleinsmühle. Er hat die Form eines Oberschenkels auf dem, allerdings stark verwittert ein Kreuz erkennbar ist.
Eine mündliche Überlieferung berichtet, dass Unterwurmbacher Bauern die verletzte Eleonore von Lentersheim und den Kutscher gefunden haben und anschließend in ihrem Dorf gepflegt haben. Drei Jahre nach dem Anschlag starb der Kutscher und nach 12- jährigem Siechtum das Freifräulein. Die Gemeinde Unterwurmbach erhielt von Eleonore als Belohung den besagten Wald vermacht. Zum Andenken an diesen Vorfall benannte die Gemeinde Unterwurmbach nach dem 2. Weltkrieg eine Straße nach Eleonore von Lentersheim.

Siegemund von Lentersheim - erwähnt 1042
Gottfried Biedermann schrieb in seinem Geschlechtsregister des fränkischen Adels: "Die Herren dieses reichsfreien Hauses werden zu dem ältesten Thurnier- Stifts- und Rittermäßigen Adel in Franken gezählet." Biedermann schreibt weiter: "Siegemund von Lentersheim ist anno 1042 auf dem 7. den Thurnier zu Hall (Halle) in Sachsen gewesen und nebst noch anderen 11 Cavaliers als denen Herren von Hessberg, Boran, Stockheim, Habsber, Gotzmann, Sandicell, Vellber, Blettenberg, Cramer, Wending und Sickingen um Ungehorsam Willens geschlagen worden".

Forstschenkungsurkunde von 1053
Im Jahr 1053 wird der Ort Lentersheim unter dem Namen "Lantheresheim" in der Forstschenkungsurkunde Kaiser Heinrichs des III. an den Bischof Gebhard von Eichstätt erwähnt. Lentersheim war also damals nicht nur als Ort vorhanden, sondern auch soweit bekannt, dass er als Grenzpunkt in diese Urkunde aufgenommen wurde.
Die Grenze des Gebietes, das der König dem Eichstätter Bischof zur Nutzung (Jagd-, Fischrecht und Waldnutzung) übereignete wird folgendermaßen beschrieben.
Vom Dorfe Wächingen die Werniza aufwärts bis zum Einfluß des Mulibaches und dann den Mulibach aufwärts bis zum Dorfe Bellisheim von da aufwärts bis zum Dorfe Husen und weiter bis zum Dorfe Seglowa, von da vom Bach weg bis zum Dorf Vranchenhof und weiter bis zum Dorf Ursingen, von da bis zum Wunnibaldsbrunnen und dann wieder an die Werniza zur Furt Rintgazza, weiter bis zum Bach welcher die beiden Provinzen Schwaben und Franken scheidet, von da zum Dorfe Rochingen und dann bis zum Dorfe Lantherseheim weiter zwischen Sweiningen und Truhemontingen (Altentrüdingen) hindurch über den Orselebach (Arrabach) zum Dorfe Magerichsheim und dann die gerade Straße fort bis zur Kirche im Dorfe Gnozesheim.

Weihe der 1. Kirche - 1059
Im Jahr 1059 wurde in Lentersheim, wie in vielen anderen Orten des Hesselberggebietes, von Bischof Gundekar II. Von Eichstätt die erste Kirche dem Patron Sankt Michael geweiht. Sie stand am Ort der heutigen "Kapell". Die Außenmauern des Gebäudes Stammen noch von dieser ersten Steinkirche in Lentersheim. Die Lentersheimer Kirche war über Jahrhunderte hinweg auch Mutterkirche von Altentrüdingen, das ja nachgewiesener Maßen zu dieser Zeit schon mindestens 250 Jahre alt war.
Ab dem 11. Jahrhundert tauchen die Namen der Edelfreien von Lentersheim regelmäßig in alten Turnierbüchern auf. Über Jahrhunderte hinweg nahmen sie an kaiserlichen Turnieren teil. Sie mussten also hervorragende Reiter gewesen sein und ausgezeichnete Pferde besessen haben, die sie sicherlich auch selbst gezüchtet haben. Vermutlich unterhielten sie auch einen Wildpark, wie sonst hätte der Flurname "Tiergarten" unmittelbar am Fuß des Schlößleinsbuckes entstehen können. Viele aus dem Geschlecht derer von Lentersheim wurden in den Ritterstand erhoben, von jeher ein kaiserliches Privileg, viele waren Diener und Ratgebern von Fürsten und Kaisern.

Georg von Lentersheim - 1080
Georg von Lentersheim kam Anno 1080 zum 8. Turnier nach Augsburg uns ward daselben nebst 64 anderen Cavaliers an der Schau ausgestellt, nach gehörten Ursachen aber mit noch 42 anderen zu diesem Thurnier eingelassen, empfangen und mit ihm thurnieret." Georgs Gemahlin soll eine Gräfin von Truhendingen gewesen sein.
Die Ritter aus dieser Zeit, die ständig ihre Kräfte messen mussten, Kampfspiele veranstalteten, an Kriegszügen teilnehmen mussten, waren sicherlich nicht zimperlich. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich wenn sie öfters Streit hatten, wie Hans von Lentersheim und Georg von Wallenrod 996. oder ungehorsam waren, wie in der Darstellung vom 7. Turnier in Halle.
Wilhelm von Lentersheim - um 1100 - 1170
Nach dem Lentersheimischen Stammbuch nahm Wilhelm von Lentersheim, Ritter von Franken, an einer Riege von Wettkämpfen teil, so 1122 zu Schaffhausen, 1125 zu Ingelheim, 1128 zu Mosburg und 1131 zu Scheinfurt.
Im Jahr 1165 wurde Wilhelm v. Lentersheim von Herzog Welf von Bayern beauftragt, zusammen mit 3 weiteren Rittern das 10. Turnier zu Zürich auszuschreiben.
So schreibt Gottfried Biedermann in seinem Geschlechtsregister des fränkischen Adels: "Wilhelm von Lentersheim, ward anno 1165 von Herzog Welfen in Bayern und Spoletto, Markgrafen in Corsica und Herren zu Sardinien neben anderen Rittern, Herrn Friedrich von Reiffenberg, Wolffen von Schellenberg und Johann von Mühlberg beschrieben, dass sie 4 als alte erfahrene Ritter von seinetwegen den 10. Thurnier ausschreiben möchten, welches auch von ihnen vollzogen worden."
(Elgelh.) Das Turnier wurde auf das herrlichste gehalten, es nahmen teil 14 Fürsten, 91 Grafen, 84 Freiherrn, 131 Ritter und 302 Edle.
An diesem Turnier nahm aus Margarete von Seinsheim, Tochter Wilhelms von Lentersheim und Ehefrau Burchards von Seinsheim teil. Sie war von Seiten der fränkischen Ritterschaft zur Schau und Helmteilung (Preisverleihung) gewählt worden.
(Rhon) Nach der Seinsheim- Schwarzenbergschen Genealogie sind der Ehe Burkhards von Seinsheim und Margarete von Lentersheim 5 Söhne entsprungen. Der 2. Sohn Gottfried war von 1181 - 1213 Abt des Benediktinerklosters Münster- Schwarzach. In der Geschichte des Klosters wird er als fähiger Wirtschaftler geschildert, der das Aufbauwerk des 12. Jahrhunderts krönte und die Geldsorgen behob.
Wilhelm von Lentersheim war zum Zeitpunkt des 10. Turniers in Zürich bereits über 60 Jahre alt, wenn man annimmt, dass der beim Wettkampf in Schaffhausen 1122 mindesten 18 Jahre alt war.

Heinrich von Lentersheim - um 1160 - 1220
Im Jahr 1197 wird erneut ein Lentersheimer in alten Turnierbüchern erwähnt, nämlich Heinrich von und zu Lentersheim.
Es ist anzunehmen, dass Heinrich von Lentersheim ein Enkel Wilhelms von Lentersheim war.
(Engelh.) Heinrich von Lentersheim gehörte 1197 dem Turnierausschuss an , der die Vorbereitungen zum 12.Turnier in Nürnberg durchzuführen hatten. Seine Gemahlin solle eine Marschallin von Pappenheim gewesen sein.
Gottfried Biedermann schreibt dazu: "Heinrich von und zu Lentersheim, ordentlicher Stammherr aller nachstehender Herren und Frauen dieses alten edlen Hauses war anno 1197 auf dem Thurnier zu Nürnberg und Hinterließ einen einzigen Sohn namens Conrad".

Conrad von und zu Lentersheim - um 1190 - 1250
Conrad von und zu Lentersheim war nach Abgang seines Vaters wie auch seiner Vettern, Dominae Jutae von Lentersheim Brüder, vermutlich vom Stamm alleine noch übrig, starb ums Jahr 1250. Er vermählte sich 1214 mit Anna von Leonrod, Tochter von Rudolf von Leonrod und Kelmütz und dessen Frau Margareta geborene Spießheim.
Die hier erwähnte Jutta von Lentersheim, Ministeriale des Stifts Augsburg, schenkte anno 1217 in einem "confiterieriten Donations Brief" (Schenkungsurkunde) ihr Gut in Lentersheim dem Kloster Auhausen an der "Wernitz".
Conrad von Lentersheim war vermutlich bereits der letzte des Lentersheimer Stammes, der auf der Burg am Schlößleinsbuck seinen Sitz hatte. Er hatte 2 Söhne, Conrad und Crafft von Lentersheim.
(Rhohn) Nach der Familiengeschichte nahm er von 1228 - 1229 am 5. Kreuzzug unter Kaiser Friedrich II. teil. 1235 nahm er am 14. Turnier in Würzburg teil. In der Zeit von 1236 - 1246 war er mit im Heer Friedrichs II. bei dessen Feldzügen gegen die lombardischen Städte in Italien.
Als er 1246 aus Italien zurückkehrte, habe er sein Schloss Lentersheim völlig zerstört vorgefunden, berichtet die Familiengeschichte. Daraufhin hat er seine Besitzungen in Beyerberg, Schwaingen und einen Teil der in der Gemarkung Lentersheim gelegenen, verkauft und Güter in Altenmuhr erworben. In Neuenmuhr hat er begonnen eine Burg zu bauen.
Er verstarb anno 1250 und wurde im Kloster Auhausen begraben.
Sein Sohn Crafft verstarb bereits 1269.
Sein 2. Sohn Conrad war mit Anna von Ehenheim verheiratet. Aus dieser Ehe entstanden 4 Söhne, Friedrich, Craft, Conrad und Johannes.
Johannes wird als Domherr in Bamberg erwähnt.
Conrad heiratete 1270 Anna von Muhr. Diese Ehe deutet darauf hin, dass die Herren von Lentersheim bereits Ende des 13. Jahrhunderts ihren Sitz in Muhr hatten.
Die beiden Brüder Friedrich und Conrad sind in einer Reihe von Verträgen in der Zeit von 1271 - 1290 als Zeugen erwähnt. Friedrich verstarb im Jahr 1300, Conrad 1321. Beide wurden wie ihr Vater und ihr Großvater im Kloster Auhausen begraben.
In einer Garantieerklärung vom 24. September 1282 ist eindeutig ersichtlich, dass die Herren von Lentersheim bereits zu dieser Zeit Lehensleute der Grafen von Oettingen waren, also nicht den Grafen von Truhendingen unterstanden.
Sein Sohn Conrad heiratete Catherine von Muhr.
Der 2. Sohn Crafft führte die Hauptlinie fort. Er war mit Christina von Seinsheim verheiratet und starb im Jahr 1350. Wie sein Vater und Großvater wurde er in der Ritterkapelle im Kloster Auhausen begraben.
Es würde hier zu weit führen das gesamte Lentersheim Geschlecht mit seinen vielen Verzweigungen aufzuzählen.
Das Geschlecht teilte sich in 2 Hauptlinien, die Altenmuhrer Linie und die Neuenmuhrer Linie.
Craffts Sohn Conrad führte die Altenmuhrer Linie fort, während der 2. Sohn Heinrich von Lentersheim zu Neuenmuhr die Neuenmuhrer Linie begründete.
Beide Linien entwickelten sich in den folgenden Jahrhunderten zu angesehenen Ritter- und Adelsgeschlechtern, denen nicht nur das Schloss Neuenmuhr und Teile von Altenmuhr gehörten, sondern auch viele Besitzungen von Ehingen bis Gunzenhausen, von Neustadt an der Aisch bis Berolzheim. Nach dem Aussterben des Muhrer Adels im 16. Jahrhundert waren sie Eigentümer der Schlösser Altenmuhr, Neuenmuhr und Mittelmuhr. Auch die Neuenmuhrer Linie der Herren von Lentersheim starb im 16. Jahrhundert aus, während die Altenmuhrer Linie bis Ende des 18. Jahrhunderts bestand.
Ein Mitglied der Neuenmuhrer Linie sei hier jedoch besonders erwähnt, da es sich bei ihm mit Sicherheit um eine der herausragendsten Personen des Lentersheimer Geschlechtes handelt.

Veit von Lentersheim zu Neuenmuhr
ein Urenkels erwähnten Heinrichs von Lentersheim zu Neuenmuhr wurde 1458 in Neunmuhr geboren und war Herr zu Neuenmuhr, Illfeld, Neustadt an der Aisch und Berolzheim. Die Lentersheimische Familiengeschichte erzählt ausführlich über Veit von Lentersheim.
Veit wurde von Jugend auf in den Kriegs- Staatswissenschaften erzogen. Im Jahr 1479 war er mit seinem Vater auf dem 28. Turnier zu Würzburg. Er trat in die Dienste von Churfürst Albrecht, wo er die Gelegenheit hatte viele tapfere Taten zu verrichten. 1485 war er mit seiner Gemahlin Gertraut von Absberg auf dem großen 33. Turnier zu Onolzbach (Ansbach). Dort hat er seine ritterliche Geschicklichkeit unter der Gesellschaft des Einhorn besonders gezeigt.
1486 war er mit Churfürst Albrecht auf dem Reichstag bei der Wahl von König Maximilian. 1488 nahm er an der Wallfahrt des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach zum Heiligen Grab teil. König Maximilian geleitete er auf den Kriegszügen nach Frankreich, in die Niederlande, Österreich und Ungarn. Auf Grund seiner Tapferkeit wurde er vom König zum Ritter geschlagen. Bei diesen Kriegszügen soll er dem König aus einer augenscheinlichen Todesgefahr gerettet haben.
So berichtet die Familiengeschichte: "als der König mit seinem Pferd in einen tiefen Sumpf gefallen, ist Veit von Lentersheim hinzugerennt, hat dem König die Hand gereicht und ihn glücklich herausgezogen."
Zum Dank hat ihm der König die Handtreu ins Wappen gegeben und in den Freiherrnstand erhoben. Seit dieser Zeit durften die Herren von Lentersheim die Handtreu im Wappen führen. Wenn auch in den folgenden Jahrhunderten in den Lentersheimischen Grabtafeln noch häufig das alte Wappen verwendet wurde, so taucht doch auch immer häufiger da neue Wappen mit der Handtreu auf.
Außerdem erhielt er vom König die Veste Wald zum Lehen, unter dem Namen "Treuburg"
1498 und 1499 hat Veit von Lentersheim im Schweizer Krieg als Kriegshauptmann "tapfer gefochten"
Um diese Zeit hat ihm sein Vater das Schloss Neunmuhr übergeben. 1500 erhielt er vom Markgraf Friedrich das Schloss Uhlfeld. Im Jahr 1502 hat er die Schlosskirche in Neuenmuhr erbaut.
Wenig später erhielt er die Landeshauptmannschaft und das Oberamt zu Neustadt an der Aisch von Markgraf Friedrich.
In schloss Neuenmuhr hat er viele neue Türme, Basteien, Wälle und kostbare Wohnhäuser errichtet.
1525 begleitete er den Markgrafen Georg von Brandenburg- Ansbach nach Wittenberg, wo dieser Martin Luther persönlich kennenlernen wollte.
Mit seinem Sohn Friedrich war er auch im Gefolge des Markgrafen auf dem Reichstag zu Augsburg.
Nach seiner Rückkehr führte er in Neuenmuhr, Laubenzedel und Berolzheim die Reformation ein.
Veit von Lentersheim ist 1532 in Neustadt an der Aisch gestorben und dort auch begraben worden.
Seine Grabschrift lautet: "In dem Jahr als man zahlt nach Christi Geburt 1532 Freytags nach Inocavit starb der edel und gestreng Herr Veit von Lentersheim, Ritter zu Neuen Muhr derselben Zeit markgräflicher Amtmann zu der Neuen Stadt an da der Aisch, der hie begraben leit, den Gott gnädig sei."

Der letzte männliche Nachfahre des Lentersheimischen Geschlechtes war Freiherr Friedrich Wilhelm Gustav von Lentersheim. Er starb wie schon erwähnt am 18. April 1799 im Alter von 78 Jahren. Damit war das Lentersheimische Geschlecht in männlicher Linie erloschen. Seine Tochter Charlotte Christina Johanna war mit Christian Albrecht von Eyb verheiratet, seine zweite Tochter Caroline Friederike Christine war die Gemahlin von Carl Georg Christoph Ernst von Schlammersdorf auf Blankenfels.
Die Altenmuhrer und Neuenmuhrer Güter fielen als erloschenes Lehen an das Haus Brandenburg- Onolzbach zurück.
 
 

Der Ort Lentersheim


Der Ort Lentersheim erlebte nach Abgang der Herren von Lentersheim nach Neuenmuhr eine Reihe von Eigentumsänderungen.
1317 war Lentersheim Lehen der Grafen von Oettingen.
1362 kam Lentersheim zu Wassertrüdingen, das zu dieser Zeit Eigentum der Grafen von Oettingen war.
1366 verkaufte Graf Ludwig der Jüngere von Oettingen die Stadt Wassertrüdingen, neben allem was dazugehört also auch Lentersheim an seinen Verwandten Georg von Hohenlohe.
1371 bereits verkauften die Hohenloher Grafen Gottfried und Gerlach Wassertrüdingen mit Lentersheim, Altentrüdingen, Obermögersheim, Ehingen und Gerolfingen um 33000 Pfund Heller an ihren Onkel, den Burggrafen Friedrich von Nürnberg. Damit waren diese Orte Eigentum der Hohenzollern den späteren Markgrafen von Ansbach.
Lentersheim bleib unter dieser Herrschaft bis 1791 die Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth an Preußen fielen.
Im Lauf der Jahrhunderte hatten der mittel- und kleinbäuerliche Besitz, dazu gehörten auch die Handwerker, die oft kleinere Flurstücke als Lehen besaßen - einen harten Existenzkampf zu bestehen. In langen Friedenszeiten blühte das Dorf auf. Häufig hatte es aber auch unter der Bedrückung der Grundherrschaften, durch Kriege, Naturkatastrophen und Seuchen zu leiden.
An die Grundherren war die Herrengült (Geld), der Blutzehnt (Vieh, Hühner, Schweine), der Großzehnt (Getreide, Heu und Obst) und der Kleinzehnt (Eier, Milch und Butter) abzuliefern. Hinzu kamen Hand- und Spanndienste für die Grundherren. Diese Abgaben und Frohndienste waren zeitweise unerträglich. 1525 kam es zum Bauernkrieg an dem auch die Lentersheimer Männer teilnahmen.
Mitte März trafen sich die Bauern der Hesselbergdörfer auf dem Hesselberg zu einem Sausack. Ihr Anführer war "Thomas Schmalz-müller", ein Freibauer. Am 4. Mai sammelte sich das Bauernheer bei Obermögersheim. Am nächsten Tag wurde Wassertrüdingen eingenommen. Am 6. Mai wurde das Kloster Auhausen geplündert. In der Klosterkirche verbündeten sich 4000 Bauern aus Ries und Hahnenkamm mit 4000 Bauern vom Hesselbergumland. Mit dieser stattlichen Anzahl wollten sie das Kloster Heidenheim einnehmen. Am Geilbuck bei Ostheim wurden sie von 130 Reitern und 250 Mann Fußvolk des Markgrafen überraschend angegriffen. Die Geschütze schossen Ostheim in Brand, das die Bauern mit Wagen verbarrikadiert hatten. Die Bauern waren einem militärisch gut geführten Angriff nicht gewachsen. Sie gaben schnell aus als die ersten Schüsse vielen. Trotzdem kam es zu einem regelrechten Gemetzel. 400 Bauern wurden niedergemetzelt. Die Überlebenden ergaben sich, lieferten ihre Waffen ab und kehrten in ihre Dörfer zurück.
Die Gerolfinger, Ehinger und Lentersheimer Bauern mussten für ihren "freventlichen Aufstand" bitter büßen. Die Lentersheimer hatten 400 Gulden in die Kassen des Markgrafen zu zahlen. Für die Dörfer begann eine schlimme Zeit, sie Waren kaum in der Lage ihre Schulden zu bezahlen.
Aus dem Jahr 1545 stammt die älteste Dorfordnung der Gemeine Lentersheim, aus der wir näheres über das Leben im Dorf erfahren können.

Die Lentersheimer Dorfordnung von 1545
Während im 30- jährigen Krieg in Lentersheim die meisten schriftlichen Unterlagen, insbesondere die Kirchenbücher verloren gingen, oder vernichtet wurden, blieb ein äußerst interessantes Dokument bis heute im Original erhalten.
Die "Dorffsainigung derer von Lentersheim Anno 1545" ist auf 5 großen Bogen Pergament zu 10 Blättern gefaltet festgehalten.
Das Original ist kaum mehr lesbar. Bereits im Jahr 1683 schrieb Hanns Paulus Hoffmann, Stadt- und Amtsschreiber zu Wassertrüdingen: "der alte Dorffseinigungsbrief von 1545 einer ehrbaren Gemeinde zu Lentersheim ist wegen alter Handschrift und vielem Gebrauch zum Lesen etwas undeutlich und ganz dunkel. Aus diesem Grund wurde Hanns Paulus Hoffmann beauftragt eine Abschrift und Überarbeitung der alten Dorfordnung zu erstellen." Auch dieser Dorfseinigungsbrief wurde auf Pergament verfasst und ist bis heute im Original erhalten.
Wir haben es Herrn Joachim Rösler, einem Vetter unseres verstorbenen Bürgermeisters Karl Zimmerer zu verdanken, dass wir Einblick nehmen können in die Gepflogenheiten, die Rechte und Pflichten der Dorfbewohner im 16. und 17 Jahrhundert.
Herr Joachim Rösler hat in jahrelanger Kleinarbeit beide Dorfordnungen Buchstabe für Buchstabe in eine für uns gut lesbare Schriftform gebracht. Insbesondere bei der alten Dorfordnung war es Herrn Rösler nur mit Hilfe einer starken Quarzlampe möglich, die kaum mehr lesbare Schrift zu entziffern.
Aus den beiden Dorfordnungen können wir entnehmen, dass Dorf und Flur sich wesentlich vom heutigen Aussehen unterschieden hat. Das gesamte Dorf war damals von dichten Hecken und geflochtenen Zäunen umgeben. Ebenso waren die meisten Äcker und Wiesen mit Hecken und Zäunen abgegrenzt. An den Hauptwegen (Straßen) waren Tore aus Flechtwerk und Latten angebracht, die allabendlich verschlossen wurden. Durch diese intensive Umzäunung war es notwendig, dass Durchgänge für den Zugang auf andere Grundstücke zum Treiben des Viehs aber auch für Fuhrwerke festgelegt wurden.

1. Abschnitt der Dorfordnung
Erb- und Trieblucken
Erb- und Trieblucken sind ererbte Durchfahrts - und Triebrechte aus dem Dorf hinaus oder von einem Grundstück zum anderen. Insgesamt werden 31 Erb- und Trieblucken beschrieben. Durch diese Triebluchen Beschreibungen werden sowohl viele Namen von Bauern und Handwerkern als auch viele Flurnamen aus dieser Zeit überliefert.
Ein Beispiel einer Triebluchenbeschreibung von 1683:
"In der Rinckgaßen hinter des Eüchari Langen, Schuemachers Hausgarten soll ein Trieblucken, wenn die Felder offen sind, in des Neu- oder Edelbauern Thomas Öchsleins Hofacker hineingehen, welche Lucken sich hinausziehet auf den Edelbach".
Schon aus dieser kurzen Beschreibung erfahren wir, dass es einen Schuhmachern namens Langen gab, dass der Neubauer auch im 17 Jahrhundert noch den Hofnamen Edelbauer hatte, dass dieser Neu- und Edelbauer Thomas Öchslein hieß und dass der Grabe, der westlich des Dorfes Richtung Mühlbach fließt, damals Edelbach hieß.
Nachstehen einige Auszüge aus der Dorfordnung von 1545:
"Ein jeder Schwand- Müller hat an seinem Acker bei der Mühl eine Erblucken zu halten".
Das bedeutet, dass die Schwandmühle schon 1545 bestand.
"Unterhalb des Glarweihers soll der Müller ein Bruck halten zu einem Trieb zwischen der Beund (vermutlich sein Garten) und der Sacherwies".
D.h. schon damals war der künstlich angelegte Klarweiher vorhanden, auch die Klarmühle bestand schon, unterhalb des Weihers führte eine Brücke über den Bach.
Der Zweck der Erblucken wird im Schlusssatz beschrieben:
"Diese Erblucken soll ein jeder halten, dass der Hirt aus- und eintreiben kann und sollen breit genug sein dass einer mit einer Fuhre Heu aus- und einfahren kann. Wo aber solches nicht geschehe, wird die Gemeinde diese selbst aufreißen." (sinngemäß)

2. Abschnitt
der Brunnen zu Oberhofen
In der heutigen Flur Oberhofen, nördlich des Baudenhardes auf der Hohe stand früher ein Einzelhof oder ein kleiner Weiler namens "Oberhofen". Dieses Anwesen bestand offensichtlich 1545 nicht mehr. Der Brunnen allerdings (eher eine Quelle) war noch vorhanden. So heißt es in der Dorfordnung:
"Der Brunnen zu Oberhofen sollt herabfließen durch Wiesen, durch des Karners Acker herab auf das Werlein, vom Werlein in das Riedlein, von da in den Bach und die zwei Bürgermeister mögen das eine Jahr ein Furch hinaufziehen und das andere eine hinab, damit der Brunnen sein Gang hab". Den Flurnamen Werlein gibt es heute noch (Werleinskeller). Interessant ist hierbei, dass es damals in Lentersheim zwei Bürgermeister gab.

3. Abschnitt
die Ordnung des Badhauses
Es wird beschrieben, dass das Badhaus der ganzen Gemeinde gehört und wie der Bader zu bezahlen ist. Der Bader hat die Pflicht für jede Person, ob Mann oder Frau jede Woche ein Bad zu machen. Der Bader ist jedem Bauern oder Köbler (Einwohner des Dorfes, die keinen oder nur wenig Grundbesitz hatten und ihren Unterhalt meist als Tagelöhner verdienten) schuldig einen Badhuet und ein Schäfflein mit warmen Wasser zu beschaffen. Ein Badhuet war eine Art Hut mit dem die Blöse bedeckt werden konnte.
An den hohen Festzeiten (Weihnachten, Ostern und Pfingsten) und an der Kirchweih soll zweimal gebadet werden. Wenn ein Bräutigam ein zusätzliches Bad will so soll er es erhalten. Er hat dafür extra 25 Pfennig zu bezahlen.
Die Bauern sind dem Bader schuldig ihm sein Holz zu fahren, der Bader hat ihnen dafür eine Mahlzeit und eine halbe Maß Wein zu geben.
Wie man auch an anderen Stellen ersehen kann war das Hauptgetränk zu Mahlzeiten und im Wirtshaus nicht Bier sondern Wein.

Die Ordnung der Kuhhirten
"Ein jeglicher Kühehirt, dem die Kühe verliehen sind von der Gemeind der soll, wann er die Badgassen hinaus will zweimal dithen, einmal bei Lukas Krebsens Haus beim Gerbersbücklein, das andere mal bei Tobias Oedern. Will er aber oben hinaus so soll er bei der Schmitt und hinten hinter des Widebauern Michael Saubers Haus bei den Steinen dithen" (Auszug 1683).
Der Kuhhirt hatte also offensichtlich ein Horn mit dem er beim Treiben aus dem Dorf festgelegte Signale geben musste. Der Widebauer, an anderer Stelle auch Widemann genannt, betreute die Gemeindetiere und Eber.
In erster Linie ist in diesem Abschnitt die Bezahlung des Kuhhirten für die Hut beschrieben, aber auch Sonderbezahlungen z.B. wenn eine Kuh kalbt.

Die Ordnung der Säuhirten
befasst sich ebenfalls mit der Bezahlung. Bezahlt wurde meistens mit Naturalien wie mehrere Schäffel Dinkel oder Hafer, mit Brotlaiben aber auch mit Pfennigen.
Normalerweise wurden die Schweine bis zum Sankt Martinstag gehütet. Wenn der Hirt aber eine Woche länger hütete mussten die Bauern einen extra Laib bezahlen.
Im Gegensatz zu den anderen Hirten hatten die Säuhirten offenbar besondere Privilegien Ihnen standen eine große Anzahl von kleineren Grundstücken zur eigenen Nutzung zur Verfügung. In der Beschreibung ihrer Lehen tauchen viele Namen von Bauern, aber auch von Flurstücken auf.
Hier ein kleiner Ausschnitt:
"3 beeth vornen im Sandweg zwischen Martin Kirchhoffs und Hanns Dannbauern zweyen einzechten Beeden stoßen uff den Sandweg".
"3 Beeth im Sandweg, allwo der Flus hinabgeht stoßen uff diesen Weg". Der Mühlbach wurde also auch als Fluss bezeichnet.
Insgesamt hatte der Säufirt 38 kleine Grundstücke zu Lehen.

Dem Gänsehüten
Ist nur ein kurzer Abschnitt gewidmet der besagt, dass die Gänse erst dann in den Äckern gehütet werden sollen, wenn der Säuhirt bereits darüber gezogen ist.

Die Stuethirten
Auch die Pferde wurden in der Flur gehütet. Dafür gab es 3 Stuethirten, zwei für die Nacht und einen für den Tag.
Den Nachthirten war befohlen mittags um ein Uhr ins Bett zu gehen, damit sie am Abend ausgeschlafen waren.
Wenn sie die Herde ins Dorf trieben oder aus dem Dorf hinaustrieben, so hatten sie das vorher unter Angabe des Weges anzuzeigen. Die Bezahlung erfolgte nach Anzahl der Pferde und Fohlen, die jeder Bauer in die Herde stellte.
Die Stuethirten waren nur verpflichtet an den Werktagen zu hüten.

Die Heiligenpfleger und die Dorfführer
Die Heiligenpfleger waren die Kirchenpfleger, sie waren auch die Verwalter der Kirchenstiftungskasse. Ein Heiligenpfleger wurde vom Pfarrer gewählt, der zweite von der Gemeindeversammlung.
Die Dorfführer war eine Art Polizei.
Gemeindeversammlungen wurden vor der Kirche gehalten. Wenn dabei jemand mit einer "Wehr" (Waffe) angetroffen wurde, so musste er 5 Pfund Strafe bezahlen.

Der Meßner
Musste in erster Linie dem Pfarrer und erst in zweiter Linie der Gemeinde gehorsam sein. Er war auch Totengräber.
Nach der Dorfordnung von 1445 hatte er "morgens und abends das Ave Maria zu leuten".
Aus anderen Quellen ist bekannt, dass um diese Zeit in Lentersheim die Reformation in vollen Gange war. Der erste evangelische Pfarrer soll 1540 nach Lentersheim gekommen sein. Der Übergang vom Katholischen zum evangelischen Glaubern dauerte sicher Jahre, wie das "Ave Maria läuten" von 1545 zeigt.
1683 heißt es "er hat morgens und Abends zum Gebet zu läuten".
Er hatte auch Mittags und bei drohenden Unwettern zu läuten.
"Er ist auch schuldig, die Uhr zu richten und zu halten, daß sie recht schlägt." D.h. auf dem Kirchenturm mit Schlagwerk.
Aus der Mesnerbeschreibung können wir auch entnehmen, dass der Teutsch Hof 1683 noch existierte und dass es schon den Kussenhof gab.
"Der Teutschenhoff gibt einem Messner ein Kinkelgarb ein Habergarb und ein Laib.
Von der Claarmühl hat ein Messner ein Dinkelgarb ein Habergarb und einen Laib.
Der Hof und Lehen zu Kußenbach geben dem Messner zween Laib zwei Dinkelgarb und zwei Habergarb."

Der Flurer
war der Feldhüter. Er hatte zum Beispiel darauf zu achten, dass auf Äckern mit Winterfrucht oder auf Wiesen vor Walpurgi (1. Mai) nicht gehütet wurde

Über die Wirte
wird geschrieben, dass an der Kirchweih ihre Krüge geeicht werden.

Bei den Metzgern
wird vor Beginn ihrer Arbeit die Waage überprüft.
An der Kirchweih übernimmt diese Prüfung der Herr Vogt von Waizendorf oder sein geschworener Amtsknecht.
 
 

Im letzten Abschnitt
wird beschrieben, dass ein Bauer der 3 Pferde am Wagen führt im Winter 32 Schafe und einen Bock schlachten darf, ein Köbler darf 16 Schafe und einen Bock schlachten.
Die beiden Dorfordnungen geben uns Einblick in die Struktur des Ortes und der Flur, in die Berufe der Menschen im Dorf und in die Namen von Bauern und Handwerkern die 1554 und 1683 in Lentersheim lebten.
 
 

Nachstehend die erwähnten Namen der Einwohner 1545:
Weinberger, Krebs, Burger, Wiedenmann, Scheur, Beck, Gross, Ottenwalder, Karner, Distel, Hermann, Wagner, Ranger, Hannsen, Dischengrün, aus Dambach: Hein, Fendt, Krebs.

Die Namen der Bewohner 1683:
Weinberger, Krebs, Burger, Wiedenmann, Scherrlein, Krauter, Sauber, Rüll, Oeder, Graf, Gattermayer, Ott, Kirchhoff, Öchslein, Dannenbauer, Sauler, Schmidt, Wörschinger, Raffer, Lufft, Moßlinger, Langen, aus Ehingen: Kreyselmeier genannt Hagenbucher.

Berufe und Ämter aus der Dorfordnung 1554:
Pfarrherr, Bauer, Bader, Beck, Müller, Schmidt, Dorffmaister, Hailigenpfleger, Bürgermaister, Messner, Flurherr, Maurer, Wirtt, Widemann, Kuehirt, Stutthirt, Schaffhirt, Seuhirt, Knecht.

Beruf und Ämter 1683:
Pfarrer, Bauer, Bader, Müller, Schmitt, Dorfsführer, Hayligenpfleger, Bürgermeister, Messner, Fluhrer, Wirth, Metzger, Widemann, Kühehirt, Stuethirt, Schafhirt Säuhirt, Knecht, Schuemacher.