Die Freiwillige Feuerwehr Lentersheim
Gründung
Unter dem Motto "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" forderte der damalige Bürgermeister Friedrich Schröder die Männer der Gemeinde Lentersheim zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr auf. Diesem Aufruf, der 1879 so viel wie ein Befehl war, meldeten sich 50 Männer. Als Kommandant wurde der Drechsler Klaus Friedrich und als Adjutant der Landwirt Käfferlein Michael bestimmt.
Ausstattung
Da der Feuerschutz in der damaligen Zeit auf einfachste Mittel angewiesen
war, wurde im Jahre 1881 eine Saug- und Druckspritze von der Firma Bauer aus
Nürnberg zum Preis von 1.800 DM angeschafft. Im selben Jahr wurde auch noch
eine Grundausrüstung gekauft. Diese bestand aus: 100m Schläuche, Anstelleiter,
Stützstangen, Hackenleiter, 4 Dachleitern, 50 Lederhelmen, 6 Chargenhelmen, 50
Jacken, 50 Gurte mit Beil, Signalhörner, Hupe und Pfeifen. Kosten waren
hierfür in Höhe von 794,60 DM angefallen.
In den Jahren 1879 - 1926 wurden immer wieder verschiedene Ergänzungen der
Ausrüstung vorgenommen. Die erste Motorspritze wurde 1927 geordert. Sie kostete
4.100 DM und wurde vom Staat mit 825 DM und von der Firma Bechert mit 615 DM
bezuschusst.
Im Jahre 1957 wurde eine Tragkraftspritze von der Firma Bechert angeschafft, die
bis heute in Lentersheim im Einsatz ist.
Durch die Dorferneuerung wurde in 1978 das Gebäude der Regiebullenhaltung zum
Feuerwehrgerätehaus umgebaut und das kleine Feuerwehrhaus im Linsenmarkt vor
dem Anwesen Heller abgerissen.
Zum Jahreswechsel 1985 auf 1986 wurde ein gebrauchtes Feuerwehrauto vom Typ LF16
erstanden. Es konnte günstig erworben werden und wurde aus der eigenen
Feuerwehrkasse kräftig bezuschusst. Mit Anschaffung eines
Tragkraftspritzenfahrzeugs (TSF) vom 18.12.1997 konnte die Einsatzbereitschaft
der Feuerwehr nochmals verbessert und vergleichsweise aktuellem Standard
angepasst werden, so dass die Feuerwehr Lentersheim nach Stand der Ausrüstung
und Fachwissen den nötigen Feuerschutz gewährleisten kann.
Chronik
Nach ihrer Gründung musste die Feuerwehr während der beiden Weltkriege harte Bewährungsproben über sich ergehen lassen. Für den Feuerschutz während des 1. Weltkriegs wurde 17 Männer der älteren Generation und in der Zeit des 2. Weltkriegs sogar eine Damenfeuerwehr, bestehend aus 9 Damen, als Notfeuerwehr berufen. Danach konnte die Feuerwehr wieder pflichtbewusst und getreu im üblichen Umfang weitergeführt werden.
Das 100-jährige Bestehen wurde vom 20. - 22. Juli 1979 mit einer Fahnenweihe gebührend gefeiert. Durch monatelange Vorbereitungen der Kommandanten und des Festausschusses konnte das Fest, das damals von allen 52 aktiven Mitgliedern sowie der ganzen Gemeinde getragen wurde, gut organisiert durchgeführt werden. Am Freitag den 20. Juli brachte Josef Augustin mit seinen "Original Donauschwaben" das vollbesetzte Festzelt in Stimmung. Der Festabend am folgenden Samstag begann mit dem Abholen der Patenfeuerwehr aus Ehingen, des Schirmherrn Landrat Ehnes und der geladenen Gäste am Ortseingang mit der Festkapelle Unterschneidheim. Nach Grußworten des 1. Kommandanten Käfferlein sowie der Ehrengäste wurde die Fahne durch den Schirmherrn enthüllt und dabei vom Männergesangverein Lentersheim feierlich umrahmt. Am Sonntag fand ein großer Festumzug mit über 100 Vereinen und 7 Blaskapellen statt. Am Abend ließ man das Fest bei Tanzmusik und Bier gemütlich ausklingen. In 2004 wird nunmehr das 125-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lentersheim gefeiert.
In den folgenden Jahren besuchte man viele Feuerwehrfeste und wurde meistens
von den Festdamen begleitet. Ab und zu nahm man die alte Spritze und einen auf
Hochglanz polierten alten Traktor als Zugmaschine mit.
In dieser Zeit wurden auch viele 2- und 3-tägige Busfahrten organisiert, die
immer sehr gut besucht waren. Viele denken heute noch gerne daran zurück.
Als weitere Veranstaltungen wurden Grillfeste abgehalten. Daneben konnten im
Rahmen des Feuerwehrdienstes regelmäßig Leistungsabzeichen erworben werden und
neben diesen Verdiensten wurden für besondere, langjährige Treue zur Feuerwehr
den Mitgliedern Ehrungen in den Jahreshauptversammlungen zuteil.
1989 gründete man eine Damengruppe, die sich im Laufe der Zeit als ein fester
Bestandteil in unserem Verein etablieren konnte. Auch diese Damen stehen Ihren
Mann bei Leistungsprüfungen, Übungen, gesellschaftlichen Festen bzw. im
Ernstfall.
Führung der Feuerwehr
Unsere Feuerwehr wird wie üblich vom 1. und 2. Kommandanten geleitet. Für ihren unermüdlichen und ehrenamtlichen Einsatz für unsere Feuerwehr werden im Zeichen des Dankes und der Verbundenheit nachfolgend alle 1. und 2. Kommandanten aufgelistet:
1. Kommandant | 2. Kommandant | ||
1879 | Klaus Friedrich | 1879 | Käfferlein Michael |
1881 | Schön Friedrich | 1881 | Fischer Johann |
1906 | Wittmann Friedrich | 1906 | Käfferlein Friedrich |
1924 | Käfferlein Friedrich | 1924 | Müller August |
1934 | Müller August | 1934 | Joas Leonhard |
1954 | Zimmerer Friedrich | 1943 | Münderlein Karl |
1976 | Käfferlein Friedrich | 1947 | Dürr Friedrich |
1993 | Herzog Karl-Heinz | 1956 | Herzog Johann |
1998 | Hörner Jürgen | 1957 | Spatz Friedrich |
2004 | Fackler Richard | 1962 | Fackler Richard |
1972 | Ortelli Woldemar | ||
1976 | Wittmann Georg | ||
1989 | Zimmerer Martin | ||
1992 | Herzog Karl-Heinz | ||
1993 | Fackler Richard | ||
2004 | Hörner Karl |
Wissenswertes/Interessantes
Damals wie heute ist der Besuch von "Pflichtübungen" nicht nur bei
Vereinen des Feuerwehrdienstes nicht immer so wie gewünscht. Deswegen wurden
hier nach den Protokollbüchern der Jahreshauptversammlungen teilweise
drastische Maßnahmen für unentschuldigtes Fernbleiben von Übungen
ausgesprochen. So hatte nach Protokoll aus der Jahresschlussversammlung 1964 das
viermalige Versäumen von aufeinanderfolgenden Übungen den Ausschluss aus der
Wehr bzw. nach Beschluss aus 1957 für jedes unentschuldigte Fernbleiben von
Übungen eine Geldstrafe von 1 DM zur Folge. Für damalige Verhältnisse eine
empfindliche Strafe. Es ist anzunehmen, dass die Ehefrauen der Mitglieder damals
sicherlich mit Sorgfalt darauf geachtet haben, dass ihre Ehemänner keiner
Übung unentschuldigt ferngeblieben waren.
Unsere Feuerwehr wurde im Laufe ihres Bestehens zu ca. 50 Einsätzen gerufen.
Während dies anfangs des Bestehens der Wehr fast ausschließlich Brände waren,
kommen speziell nach dem 2. Weltkrieg mit zunehmender Breite der Motorisierung
vermehrt Einsätze bei Unfällen und auch zum Bereinigen von Sturmschäden in
Frage. Aus den Analen unserer Wehr stechen 5 Einsätze bei Brauhäusern in Auge.
So musste die Feuerwehr in 1911 und 1912 dreimal zur Brandbekämpfung beim
Brauhaus Krauter, Lentersheim und 1940 sowie 1949 zweimal nach Röckingen zur
Brandbekämpfung Brauerei Teufel ausrücken. Den meisten unserer Mitglieder sind
die größeren Einsätze bei Bränden der Scheunen und Stallgebäude Schröder
in 1969 bzw. Bach in 1990 noch in Erinnerung. Bei beiden Bränden konnten die
Wohnhäuser gerettet werden. In den beiden Wochen vor dem Brand Bach musste
unsere Wehr außerdem zu fünf Flächenbränden ausrücken. Die damals große
Trockenheit hatte zur Folge, dass die Feuerwehrmänner ihre Einsatzkleidung
stets griffbereit überwiegend im Wohnbereich und nicht wie sonst üblich im
Keller aufbewahrten.
An dieser Stelle wird all denen gedankt, die sich bis heute an den Wahlspruch der Freiwilligen Feuerwehr Lentersheim aus dem Jahre 1879 getreu und vorbildlich gehalten haben:
Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr